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Reiseberichte
von Klaus Bölling und Renate Rüthlein
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Venedig, Mai 2007

ein Reisebericht

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FR 18.5.07.
Um halb zehn waren wir gestern Abend im Bett gewesen und hatten uns heute Morgen um halb sechs wecken lassen. Waren aber schon zwei Stunden vorher wach gewesen.

Wir nehmen den Bus um sieben, der ist voll mit Pendlern, doch wir bekommen gerade noch 2 Sitzplätze. Die junge Frau, die neben mir sitzt, muss meinen Trolly, der in den Kurven immer wieder umzukippen droht, festhalten. Um viertel vor acht sind wir auf der Piazzale Roma. Der Bus zum Flughafen wartet bereits, ist noch völlig leer und soll in zwanzig Minuten fahren. Der Fahrer steht draußen und raucht eine Zigarette. Wir schieben unsere Koffer in das Gepäckfach, dessen Klappen weit geöffnet sind. Als wir einsteigen wollen und ihm unsere gestern gekauften Tickets zeigen, schüttelt er energisch den Kopf und gibt uns zu verstehen, dass diese für seinen Bus nicht gelten, der fährt ohne Zwischenstopp und kostet einen Euro mehr. Mit Händen und Füßen macht er uns klar, dass der Bus, für den unsere Tickets gültig sind, in 5 Minuten auf A 1 abfährt. Wir zerren etwas genervt unser Gepäck hervor und eilen quer über den Platz nach A 1, wo tatsächlich mit laufendem Motor der zu unseren Tickets passende Bus steht. Offenbar sind die Abfahrtszeiten der beiden Linien so aufeinander abgestimmt, dass man, wie in unserem Fall, mit seinem Gepäck gerade noch über den Platz hetzen kann, um diesen Bus, mit dem die meisten fahren, zu erwischen.

Da der Bus ohne Stau wirklich nur 20 Minuten gebraucht hat, haben wir nach dem Check-in reichlich Zeit zum Totschlagen. Wir verlassen die Schalterhalle und wenden uns nach rechts. Hinter blühenden Hecken und den stacheldrahtbewehrten Metallgitterzäunen des Flughafengeländes sehen wir an einem wolkenlosen Horizont die blauen Gipfel der Dolomiten. Über unseren Köpfen rauscht auf einer Hochstraße der Autoverkehr.

Nachdem wir mehrere Zigaretten geraucht haben, machen wir uns auf den Weg in die andere Richtung. Auf einem Schild steht, dass es 7 Minuten zu Fuß bis zur Haltestelle der Wassertaxis sind. Durch ein futuristisches Vierteloval aus Plexiglas, das die Sonnenstrahlen abhält, führt ein mit roten Backsteinen gepflasterter Weg parallel zur Hochstraße zu dem Ufergelände, wo die Vaporetti und Wassertaxis anlegen.

Wir setzen uns auf eine Bank und beobachten das nicht sehr geschäftige Treiben. Außer einem offensichtlich nicht unvermögenden Amerikaner, der mit Gattin und einer Flut von Koffern, auf die sich die herumlungernden Träger stürzen, einem Wassertaxi entsteigt, ist wohl kaum ein Reisender gewillt, für die zwanzigminütige Fahrt mit dem Motorboot von San Marco bis zu 100 Euro zu bezahlen, Gepäck extra. Als der amerikanische Herr nach einem kurzen Wortwechsel mit der Gattin festgestellt hat, dass die Kamera noch an Bord sein muss, bringt er mit lässiger, befehlsgewohnter Handbewegung die Hiwis am Ufer dazu, das Taxi zu stoppen, das sich schon etliche Meter vom Ufer entfernt hat. Der Chauffeur wendet augenblicklich und kann, als er seinen Kumpels die Kamera hoch reicht, hinter einem strahlend verlegenen Grinsen nur unvollkommen die Enttäuschung verbergen, bei einem fast gelungenen Gelegenheitsdiebstahl in letzter Minute ertappt worden zu sein.

Nachdem wir uns noch einmal den sanften Lagunenwind um die Nase haben wehen lassen, nehmen wir Abschied und gehen durch die futuristische Plexiglasschlange zurück zum Flughafengebäude.

RR: Der planmäßige Abflug war für 10 Uhr 25 vorgesehen. Der Monitor an Gate 11 zeigt eine Verspätung von 15 Minuten an. Wir stehen im ersten Drittel einer langen Schlange und üben uns in Geduld. Gegen 11 Uhr kommt eine Lautsprecherdurchsage auf Italienisch, Englisch und Deutsch, dass es ein technisches Problem gibt und in 10 Minuten weitere Infos folgen werden. Etwa eine halbe Stunde später erscheint ein dynamischer Herr mittleren Alters hinter dem Abfertigungsschalter und bittet um Ruhe. Die goldenen Streifen am Ärmel seiner dunkelblauen Uniform weisen ihn als Piloten aus. Er erzählt, dass die Maschine, mit der er eben gelandet ist und die uns nach Frankfurt fliegen sollte, einen technischen Defekt hat: Bei der Landung hat man gemerkt, dass zwei wichtige Räder am Fahrwerk platt sind. Der Ersatz muss aus Frankfurt eingeflogen werden, und das kann 4 Stunden dauern.

Von einer uniformierten Dame werden wir über eine Hintertreppe zu den Gepäckbändern geführt. Dort nehmen wir unsere Trollies in Empfang. Die Reisegesellschaft löst sich auf. Wir gehen wieder hoch in die Abflughalle und stellen uns ans Ende der langen Schlange vor dem Lufthansa Schalter. Wir vermeinen irgendetwas gehört zu haben, dass wir umgebucht werden, aber nichts genaues wissen wir nicht. Andere, deren Gesichter uns aus der Schlange vor Gate 11 noch bekannt vorkommen, stehen am Ticketschalter an. Die Leute vor uns, ein Ehepaar mit erwachsener Tochter, wollen nach Hamburg und müssen in Frankfurt umsteigen. Auch hier Ratlosigkeit. Vorn am Schalter passiert kaum etwas. Die Schlange bewegt sich nicht. Niemand da, den man fragen könnte. Auf der Anzeigentafel steht jetzt LH 4083 Frankfurt 10.25 - 16.00.

KB: Ich fühle mich an letztes Jahr Barcelona erinnert und gehe vor zu der Dame hinterm Schalter und frage, wo ich ein Beschwerdeformular bekommen kann. Die Dame winkt ab und sagt Technischer Defekt. Nichts zu machen. Sie drückt mir Infomaterial, die Passengers Rights betreffend, in die Hand sowie zwei Lunch-Gutscheine. Wenn wir mit der bis dahin hoffentlich reparierten Maschine um 16 Uhr fliegen wollen, können wir unser Gepäck gleich hier aufs Laufband stellen, brauchen nicht neu einzuchecken, alles bleibt gültig…

RR: Das Gepäck rollt davon. Ich blicke wehmütig hinterher. Wir sitzen auf der Raucherterrasse. In Richtung Süden schauen wir auf die Dächer und den Campanile von San Marco. Im Norden das Panorama der Dolomiten. Der Herr aus Hamburg gesellt sich zu uns. Wir tauschen die neuesten Informationen aus. Sie wollen versuchen, einen Direktflug nach Hamburg zu bekommen. Wir gehen wieder in die Halle zurück und suchen nach einem Restaurant, das die Lunch Gutscheine akzeptiert. Bei der ersten Bar will man uns mit einem Sandwich und einem Kaffee abfertigen. Wir verzichten und finden schließlich am äußersten Ende der Halle eine riesige Snackbar, die richtiges Essen anbietet und die Gutscheine akzeptiert, nur den Nachtisch muss man selbst bezahlen. KB gibt seinen zurück.

Um Viertel nach zwei sitzen wir in der Nähe von Gate 11, von wo wir aufs Rollfeld schauen können. Direkt unter uns kommt eine LH Maschine zum Stehen. Wir schauen interessiert zu, ob Reifen ausgeladen werden. Irgendwann kommt ein Flughafenauto vorbei, auf dem zwei große Reifen, beklebt mit vielen bunten Zetteln, liegen. Unser Flug LH 4083 erscheint zwar auf dem Monitor, doch ein Gate ist nicht angegeben. Wir leisten uns eine Portion Gelato. (KB: Warum eigentlich erst auf dem Flughafen?) Um 10 vor vier erscheint unser Flug auf dem Monitor von Gate 9, doch ein Flugzeug ist nicht in Sicht. Wir sehen einige bekannte Gesichter von heute Vormittag, doch niemand stellt sich am Schalter an, der zwar besetzt ist und wo ab und zu hektisch telefoniert wird, doch niemand der Wartenden traut der Sache so richtig.

Um 10 nach vier werden wir schließlich in einen Shuttle-Bus geladen, der uns zu einem entlegenen Teil des Rollfelds bringt, wo ein Airbus 340 steht, der uns nach Frankfurt bringen soll. An dem unter der Maschine herumstehenden Gerät und herumliegenden Werkzeug kann man erkennen, dass repariert worden ist. Man scheint wirklich fertig geworden zu sein. Warum in 100 Meter Entfernung bewaffnete Sicherheitskräfte in gelben Westen auf dem Rollfeld stehen, wissen wir nicht. Dass sie offensichtlich wegen unseres Fliegers hier sind, entnehmen wir der Tatsache, dass sie verschwinden, sobald der sich in Bewegung gesetzt hat. Das Flugzeug ist gerade mal zu einem Sechstel besetzt, viele von heute Morgen haben offensichtlich umbuchen können. Die Hamburger fliegen auch mit. Sie haben um 8 Uhr einen Anschlussflug nach Hamburg. Sie mussten ihren Sohn anrufen, damit er Hund Charly versorgt. Um Viertel vor fünf verkündet der Kapitän, dass die Flugzeit eine Stunde beträgt und über den Alpen und in Frankfurt das Wetter ähnlich schön ist wie hier. Um fünf Uhr entschuldigt er sich noch mal über Bordlautsprecher für die Verspätung. Die ausländischen Fluggäste besucht er persönlich. Es geht sehr familiär zu. Jeder hat fast eine Stewardess für sich allein.

Um viertel nach fünf starten wir schließlich. Der Kapitän fliegt einen großen Bogen über die Lagune und die Stadt. (KB: Als wir in Frankfurt den Flieger verlassen, verabschiedet er sich mit Handschlag und erzählt, dass sie noch vor ein paar Jahren beim Flug über Stadt und Lagune bis auf 500 Meter runtergehen konnten… )

Kurze Zeit später sind wir schon über den Alpen, wo Neuschnee gefallen ist. Um fünf nach halb sieben landen wir in Frankfurt.

© Klaus Bölling, Frankfurt

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© Klaus Bölling, Frankfurt 2007
 
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